Podiumsdiskussion zum Thema:
Denkmäler >> JA oder NEIN? Brauchen wir Denkmäler?
Was bedeuten uns heute noch Denkmäler?
Meran: Podiumsdiskussion und Wortgefecht mit Hans Heiss, Historiker und Sprecher der Grünen im Südtiroler Landtag, Margareth Lun, Historikerin und Schriftstellerin und Renato des Dorides, Hauptmann der Schützenkompanie Meran.
Moderation: Matthias Schönweger, Lehrer, Schriftsteller und freischaffender Künstler
Am Mittwoch, den 8. Oktober 2014 luden Organisationsleiterin Herta Torggler und Künstler Matthias Schönweger o. g. Personen zu einer brisanten Podiumsdiskussion mit Beginn um 20.00 Uhr in den Sparkassensaal des Kunsthauses Meran zum Thema "Denkmäler - JA oder NEIN? Brauchen wir Denkmäler? Was bedeuten uns heute noch Denkmäler?". Zuvor führte Mathias Schönweger durch eine künstlerisch kritische kontrastreiche Ausstellung über den 1. Weltkrieg und "nostalgische" Zeiten.
Aus Sicht der Historiker Heiss und Lun konnte einleitend Informatives vorgetragen werden. Im Laufe der vorgebrachten Meinungen meldeten sich Stimmen aus dem Publikum, wobei die Diskussion bei einigen Teilnehmern abschweifte und sich auf kritische Äußerungen und Fragen an den Schützenhauptmann erweiterte. Es wurden Fragen über das "WARUM" für "martialisches" Auftreten der Schützen, das Marschieren, das Tragen von Gewehren, Abfeuern von Salven usw. gestellt.
Denkmäler in Tirol wie das Andreas Hofer-Denkmal, das Denkmal am Segenbühel und viele andere wurden kritisiert und in Frage gestellt; ebenso die Tiroler Burgen und Schlösser als "Sitze der Macht und Herrschaft". In kurzer Zeit hatte sich eine rege und zum Teil hitzige Diskussion entfaltet.
Des Dorides wusste sich jedoch zu wehren und konterte: "Denkmäler gehören zu unserem öffentlichen Raum, sie gehören zu unserem Leben. Die Sinnhaftigkeit von Denkmälern in Frage zu stellen, ist falsch. Sie ist aber dann fraglich, wenn Denkmäler zur Verherrlichung von Krieg, Sieg und Macht errichtet werden oder bewusst irreführe und somit gezielt eine Fälschung der Geschichte darstellen. So das Siegesdenkmal und das Mussolini-Relief am Finanzamt in Bozen, die Beinhäuser an unseren Landesgrenzen, die Alpini-Denkmäler, die Marmortafel mit dem Siegesbulletin der italienischen Armee-Generäle Armando Diaz und Cadorna im Eingangsbereich der Gemeinde Meran, die heroische Verherrlichung des Giftgasfliegers Ottone Huber am Meraner Friedhof, der die Bevölkerung vieler Dörfer in Abessinien vernichtete und mehr....
Diese Art von Überbleibsel an Denkmälern, die es nur noch bei uns gibt und weiterhin vielen Alt- und Neu-Faschisten dienen, ihrem Faschismus zu huldigen, gehören nicht geschliffen oder erklärt, sondern kompromisslos abgerissen und entfernt. Sie haben keine Daseinsberechtigung und stören die ohnehin angespannte Situation in unserem Lande. Nirgendwo in Europa werden heute noch nationalsozialistische oder faschistische Denkmäler geduldet."
"Denkmäler in unserem Sinne sind Kulturerbe. Sie bezwecken auch Ehrung von Personen, die sich für das Allgemeinwohl verdient gemacht haben: Künstler, Dichter, Forscher, Erfinder, Mediziner. Eine Ehrung verdienen auch unsere Helden und Märtyrer, die ihr Leben für Freiheit, Volk und Heimat in Abwehr eindringender Invasoren und fremdherrschaftlicher Unterdrückung geopfert haben. Zur heute angepassten Wehrhaftigkeit der Tiroler Schützen gehört auch das Einsetzen gegen die zunehmende Gleichgültigkeit und der vielfachen Inhaltslosigkeit im Leben, gegen den zunehmenden Werteverfall, der mit Verachtung Jahrhunderte alter Kultur und Tradition einher geht. Gedenken und Ehrung von unseren Denkmälern bedeutet für Schützen auch: "Die Vergangenheit niemals vergessen, die kulturelle Gegenwart gemeinsam erleben und den Nachkommen eine Zukunft mit Bewusstsein zur Heimatgeschichte erhalten!" - so die Stellungnahme des Meraner Hauptmanns im Laufe der Diskussion. Passend dazu ein Zitat von Helmuth Kohl: "....wer die Vergangenheit nicht kennt.......!"
Margareth Lun stellte sich gezielt mit treffenden und historisch fundierten Argumenten den Fragen und verteidigte unsere Tiroler Kultur gekonnt im Sinne der Schützentraditionen.